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19. Oktober 2011

Rassismus skandalisieren! Migrationspolitische Tagung am 19.11.2011

Teilhabe für alle statt Ausgrenzung und Rassismus! Die migrationspolitische Tagung der Fraktion DIE LINKE am 19. November 2011 im Landtag NRW richtet ihren Fokus auf die verschiedenen Facetten von Migrationspolitik. Eingeladen sind insbesondere migrationspolitisch Interessierte, Mitglieder der kommunalen Integrationsräte, Initiativen und alle, die auf kommunaler Ebene an dem Themenfeld arbeiten.

Auf der Tagung soll zum einen der hochaufgeladene und umstrittene Begriff der „Integration“ diskutieren werden. Immer noch wird „Integration“ als Vorleistung der Migranten/-innen für Teilhabe und Anerkennung betrachtet. Eine linke Perspektive auf „Integration“ darf sich jedoch weder an einer homogenen „Leitkultur“ noch an den Erfordernissen des deutschen Arbeitsmarktes orientieren.

Zum anderen werden die Lebensbedingungen derjenigen in den Blick genommen, die sich aufgrund ihres prekären Aufenthalts gar nicht integrieren sollen. Flüchtlinge werden in Deutschland in Lagern und Sammelunterkünften isoliert – weitgehend unbeachtet finden täglich Abschiebungen statt. Wie kann eine linke Solidarität vor Ort die Isolation durchbrechen?


Programm der Tagung

11:00 Uhr, Begrüßung und Einführung: Ali Atalan, Migrationspolitischer Sprecher, Fraktion DIE LINKE im Landtag NRW

11:10 Uhr, Grußwort: Wolfgang Zimmermann, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE im Landtag NRW

11:15 Uhr, Vorstellung des Programmablaufs, Prof. Dr. Wolfgang Dreßen

11:30 Uhr, Inputreferat 1: (Anti-)Rassismus vor Ort: Ausgrenzung von Flüchtlingen und Widerstand

  • Matthias Grunert, aktion 302 - Bündnis für Bleiberecht
  • Araz Ardehali, Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten/-innen

12:15 Uhr, Inputreferat 2: Integration und Anerkennung: Verwertungsdiskurse

  • Dr. Kien Nghi Ha, Universität Tübingen
  • Steffen Rosky, Kritiker der Bertelsmannstiftung

13:00 Uhr, Mittagessen

14:00 Uhr, Arbeitsgruppenphase

16:00 Uhr, Austausch, Diskussion und Strategiedebatte im Plenum


AG I (Anti)Rassismus vor OrtAusgrenzung von Flüchtlingen und Widerstand

Flüchtlinge und Menschen mit prekärem Aufenthalt werden in unseren Kommunen unsichtbar gemacht: Sie werden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, in Sammelunterkünfte gezwungen, bekommen keine Arbeitserlaubnis und können weder Deutschkurse besuchen noch eine Ausbildung machen. Hinzu kommt die permanente Angst vor der Abschiebung.

Der nötige Sand in der Abschiebemaschinerie kann entstehen, wenn sich Menschen vor Ort mit Flüchtlingen solidarisieren: in Schulen, Sportvereinen, Elternvereinen, bei der Sozialberatung, im Stadtteil oder in der Nachbarschaft.

Wir wollen Ansätze überlegen, wie wir in unseren Städten, Kreisen und Nachbarschaften praktische antirassistische Politik machen können. Wie können wir die Isolation durchbrechen und Begegnungen ermöglichen? Wie können wir Ängste abbauen und Solidaritäten stärken? Welches sind die dringlichsten Probleme? Wie können wir Abschiebungen verhindern? Welche Bündnispartner brauchen wir dafür?


AG II „Integration“ und Anerkennung

Verwertungsparadigma und kulturalistischer Rassismus. Ist ein progressiver Ansatz der Gleichstellung möglich?

Integration wird in Deutschland fast ausschließlich entlang zweier verschiedener, sich aber nicht gegenseitig ausschließender Argumentationsstränge diskutiert.

Entweder werden – angebliche oder tatsächliche – kulturelle Differenzen von Migranten/-innen überbetont und eine „Leitkultur“ eingefordert. Rechtskonservative Anhänger einer „Leitkultur“ betrachten Kultur dabei als etwas Homogenes und Statisches, nicht Veränderbares. Genauso auf Anpassung ausgerichtet ist allerdings ein Integrationsverständnis, dass sich an ökonomischen Verwertungszielen ausrichtet. Integrative Pädagogik reduziert sich auf die Erziehung zur scheinbar selbst bestimmten Ausbeutung.

Ein besonders effizientes Beispiel für ein solches Integrationsverständnis ist die Bertelsmann-Stiftung. Für sie bedeutet Integration die Ökonomisierung der Menschen: Integrationsbereitschaft und -fähigkeit für den Arbeitsmarkt, das heißt, Wirtschaftstauglichkeit.

Ist „Integration“ nur eine nette Umschreibung für neokoloniale Ausbeutungsverhältnisse? Oder bezeichnet „Integration“ ein respektvolles und gelingendes Zusammenleben zwischen Migranten/-innen und Menschen ohne Migrationshintergrund?

Zu diskutieren wird sein, was wir der Verwertungslogik und kulturellem Rassismus entgegensetzen können. Wie kann eine linke Politik der Anerkennung entwickelt und gesellschaftlich/politisch durchgesetzt werden?


Da die Plätze für die Tagung begrenzt sind und Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen des Landtags NRW ist eine Anmeldung erforderlich. Bitte bis 10. November 2011 melden bei:
Bianca Thiele: Tel/Fax: 0211 884 – 4648/–3703 e-mail: bianca.thiele@landtag.nrw.de