Der legendäre Bonner Hofgarten wurde links liegen gelassen - ihn zu füllen hätte die Demonstration für den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie am 28. Mai 2011 in Bonn nicht ausgereicht - aber die gut 5.000 Atomkraftgegner und -gegnerinnen verschafften dem Münsterplatz nebenan endlich mal wieder das Flair einer bunten und lebendigen Massendemonstration - was die gute alte Bundesstadt Bonn nicht mehr häufig erlebt.
In zwei Demonstrationszügen für die FussgängerInnen und einer Fahrrad- und Traktor-Demonstration aus dem Bonner Süden versammelten sich die DemonstrantInnen zunächst auf der Kennedybrücke, der Hauptverbindungsader zwischen den rechts- und linksrheinischen Teilen Bonns. Es sollte symbolisch der Quatsch von einer Brückentechnologie, die in der Atomtechnik angeblich stecken würde, entlarvt und blockiert werden. Tatsache ist nämlich, dass die Atomenergie keine Brücken-, sondern eine Blockadetechnologie ist, die für Jahrzehnte die Entwicklung alternativer Energieversorgung verhindert hat und noch verhindert.
Wie in den anderen 20 Städten hatte auch in Bonn ein breites Bündnis von großen und lokalen Initiativen zu dieser Demonstration aufgerufen. Auch die LINKE war wie immer dabei - sogar auf der Fahrraddemonstration strampelten echte Landesvorstands- und Landtagsfraktionsmitglieder mit, die altersmäßig sicher gut über dem Durchschnitt der DemonstrationsteilnehmerInnen liegen.Die RednerInnen forderten auch in Bonn einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie, der sich ausschließlich am Ziel der schnellen Beendigung und nicht an den Interessen der Atomkonzerne, an Reststrommengen oder europäischen Vorabeinigungen orientiert. Ein Vertreter der japanischen Umweltbewegung machte nicht nur einen Crash- Kurs für deutsch-japanische Demo-Parolen, sondern lobte die bundesdeutsche Anti-AKW-Bewegung als weltweit bewundertes Vorbild. Das ist doch eine schöne Messlatte für kommende Aktionen. Dass in Bonn und den anderen Städten jetzt zum dritten Mal in kurzer Zeit weit über 150 000 Menschen auf die Straße gingen, macht Mut und bestätigt die große Chance, in diesem Jahr wirklich das Ende der Atomenergienutzung in Deutschland konkret einzuläuten.